Basta

Teil 4

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Die Schriftart, die ich in diesem Rahmen gern näher vorstellen möchte, ist Georg Saldens »Basta«. 1973 entstanden, zählt sie neben der Polo zu einer der ersten und gleichzeitig auch bedeutendsten Schriften, die Salden für seine Exklusiv-Partner (per Hand!) zeichnete.

Was Georg dem GST Kreis präsentierte, war eine Type für Headlines (Basta 3.3), die allgemein betrachtet eher den damaligen Ansprüchen der Ästhetik entspricht, als dass sie den heutigen Zeitgeist verkörpert. Bezeichnend ist die hohe Mittellänge und der starke Dick-dünn-Kontrast zwischen Senkrechten und Waagerechten. Meiner Meinung nach liegt unter anderem darin der Reiz der Headline-Basta. Sie besticht mit ihrer Kombination aus Fettigkeit, akzentuierter Serifenform und der Eigenart eines jeden Buchstabens. 

Nach DIN 16518 lässt sich die Basta der Klassifikationsgruppe der Übergangs-Antiqua zuordnen. Eine formalistische Struktur haftet den an sich üblichen Antiqua-Formen hier jedoch nicht an. Mit weichen Umrissen hebt sich die Basta von den sonst streng scharf geschnittenen Antiqua-Schriften ab. 


Die einzelnen Figuren wirken alles andere als steif, im Gegenteil: sie schmiegen sich aneinander. Die seitlich stark gekehlten Ausläufe der Stammenden suggerieren Serifen, wodurch die Figuren sehr eng zusammenrücken können. Vergleichend dazu bleiben die Binnenräume relativ breit. Auch die Basta-Versalien weisen keine Serifen im herkömmlichen Sinne auf. Waagerechte Rundungen enden in Formen, die Ähnlichkeiten zu einer abgeschnittenen Rundung aufweisen. „Imaginäre Serifen“ wäre eine treffendere Bezeichnung.


Was mir an der Basta besonders gut gefällt, ist die Lebendigkeit, die sie ausstrahlt. Betrachtet man das Minuskel c und e, springt einem sofort deren außergewöhnlich schwer wirkende Unterkiefer ins Auge. Auch die zurückgebauten f- und j- Schwünge sind prägend. Spitze, schnabelförmige und ovale Elemente wechseln sich ab und nehmen Einfluss auf die Wirkung der Schriftober- und Unterlinie: vielfältig und lebendig! Der mediävale Touch der Schrift wird unter anderem unterstützt durch den massigen Körper des o oder e’s sowie durch den schrägen g-Abgang.

Die Headline-Basta 3.3, die ich gerade beschrieb, wurde 1974 von Georg Salden noch um vier Fettengrade erweitert, und zwar: 3.0, 2.7, 3.6 und 3.9 An dieser Stelle sei erwähnt, die Ziffer sagt aus, wie stark der Stamm eines Minuskel n im Verhältnis zu seiner Höhe ist. 

Hürden traten auf, als es 1977 darum ging, die GST Basta als Textschrift umzuarbeiten. Ein wesentliches Merkmal der Basta bis dato war ihr ausgeprägter Dick-dünn-Kontrast, welcher bei der Basta als Fotosatzschrift so nicht umsetzbar war. Die dünnen Balken bedurften aus drucktechnischen Gründen einer leichten Zulage, während die fetten Striche im Gegensatz zur Headline-Version um einiges zarter wurden.
Die Schwierigkeit bestand darin, die Textschrift so zu gestalten, dass sie für den Anwender trotz des nun fehlenden Kontrasts eindeutig als GST Basta zu identifizieren war. 

Statt „imaginärer Serifen“ sind bei der Textschrift echte, stabile Serifen an den freien Enden der Versal-Rundungen vorzufinden, nach wie vor schräg ausgerichtet. Ebenfalls wiedererkennbar ist der Wechsel von eckigen und gerundeten Elementen. Von stilistischer Prägnanz sind nun vor allem die runden Innenecken, wie etwa beim Z und z. Typische zeilenprägende Formen, wie bei c und e, sind nach wie vor erkennbar. Eine optische Korrektur sind die leicht konkav gewölbten waagerechten Abschlüsse der Füßchen. 

Die GST Basta ist eine elegante, fast didonische Schriftfamilie. Insgesamt liegt sie in 9 verschiedenen Schriftschnitten vor: von Basta Leicht sowie Basta Buch über Basta Halbfett, Basta Fett, bis Basta Kapitälchen Leicht und Basta Kapitälchen Buch. Außerdem drei Kursive Schnitte: Basta Kursiv Leicht, Basta Kursiv Buch sowie Basta Kursiv Halbfett. 

An dieser Stelle ist es interessant einen kurzen Vergleich der Kursiven zu den restlichen Schriftschnitten vorzunehmen. In diesem Falle existieren keine Headline-Vorläufer, was auch damit zusammenhängt, dass sie von Anfang an für den Mengensatz ausgelegt wurde. Georg Salden geht mit der Kursiven freier um, als mit der Hochkantschrift. Er orientierte sich, wie er selbst sagt, stark an seiner jahrelangen kalligraphischen Erfahrung. Die Fußschwünge bei A und M, oder die Endschwünge bei V und W möchte ich hier als Beispiele nennen.
Die Kursive ergibt ein ruhig fließendes Bild wodurch sie sich durchaus für größere Textmengen eignet. 

Was ihr Zeichenreservoir betrifft, verfügt die Basta über den west- und osteuropäischen Zeichensatz. Ihre Opentype-Funktionen (Expert) umfassen unterschiedliche Ziffernformate: als Basisziffern proportionale gleichhohe Ziffern, außerdem Tabellenziffern und mediävale Ziffern. Auch Brüche, hochgestellte Ziffern und tiefgestellte Ziffern sowie sprachspezifische Features sind verfügbar.

Abhängig davon, ob man sich beim Kauf für OpenType Basic oder OpenType Expert entscheidet, kostet ein Schriftschnitt für die Nutzung durch eine Person 70€ beziehungsweise 90€. 

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