Buck-Oper

Teil 1

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1. AKT

Chor
Freunde, vernehmet die Geschichten
von unserem guten Graphikgeist,
der sorgt, das wollen wir berichten,
daß du und dein Talent gedeihst.

Schüler
Lehrer, Könner, Professoren
gibt’s bei uns in größter Zahl,
trotzdem wären wir verloren
ohne Wilhelm überall.

Wo mag er jetzt wieder stecken?
Ihn such ich in allen Ecken
ihn, der Graphik Trutz und Druck
unsern vielgeliebten Buck.

Chor
Ha, ha, ha, ha, ha,… …

Buck
Durch die Gänge, durch die Klassen
renne als Vertreter ich umher;
hab’ den Drang, stets aufzupassen,
und mein Magen ist seit Tagen leer.

Abends, wenn ich schlafen geh’,
15 Schüler mich umsteh’n,
drei in meinem Nacken,
dreie, die mich zwacken,

dreie, die nicht werken
werde ich mir merken,
dreie kommen später,
Himmeldonnerwetter !
dreie, die im Unterrichte
rauchen, wenn ich es nicht seh’.

Chor
Glühwürmchen, Glühwürmchen,
glimmre, flimmre,
Glühwürmchen, Glühwürmchen,
schimmre, schimmre,
bring’ ihm eines Tag’s als Lohn
eine Professoren-Kron.

Rüsing
Immer nur Lächeln und sauber rasiert,
immer am Reden, was immer passiert.
Trotzend selbst Schardt und tausend Mädchen,
und wie’s hier drinnen aussieht,
geht niemand was an.

Schüler
Darf ich eine Frage wagen:
ob hier Gummilösungslagen zu ertragen,
wenn radieret und beschmieret
und mit Wasserdampf polieret,
dieser Effekt uns dann erschrecket?

Buck
Das Ideechen ist gefunden.
Bring’s nun sauber zu Papier.
Doch ich würde überlegen,
ob die Form dort anzusägen
ohne Überschneidung hier,
ohne Überschneidung hier.

Buck / Schüler
Nur Mut, nur Mut!
Das Ding wird gut,
keine Sorge, wir haben Talent.
Unsre G.M.B.H.
ist ein anmeldungsreifes Patent.

Sekretärin
Lieber Herr Willi,
Telephon für Sie!
und waren Sie flux
auch schon bei Max?

Buck
Ich werde bei ihm sein,
ich werde bei ihr sein,
ich werde bei euch sein,
ich werde dort sein, ich werde hier sein,
ich werde oben sein, ich werde unten sein,
ich werde vorne sein, ich werde hinten sein,
ich werde drüben sein,
ich werde hüben sein,

doch alles auf einmal, alles auf einmal, ‘
alles auf einmal, ich kann nicht mehr.

Chor
Der arme Jonathan, Jonathan,
das ist ein viel-geplagter Mann
ein vielgeplagter Mann.

Bahiba hua, bahiba hua ha.

2. AKT

Chor
Buck her, Buck her oder ich fall um!
Liebchen, kennst du den Herrn Buck?
Buck bockt – was nun, was tun?
als Schülerlein an der Lehrerbrust.

Oh wie so trügerisch sind Korrekturen:
einer der lobt dich, doch andere knurren.

Schülerin
Wilhelm, Wilhelm, du entschwandest,
und mit dir ging mein Genie.
Sag’ mir doch, wo du es fandest,
wie man es benutzt, sag’: wie.

Buck
Oh Mädchen, mein Mädchen,
was ficht dich an?
Das hat nur der böse Kritikgeist getan.
Vertraue nur auf mich
und zeig’ mir jeden Strich
dann läßt das Glück dich
gewiß nicht im Stich.

Schülerin
Ich weiß nicht ein, ich weiß nicht aus
der rosa Klecks fällt stets heraus.
Hab‘ schon probiert auf Zelophan,
fast einen Meter im Quadrat vertan.

Chor
Sie weiß nicht aus, sie weiß nicht ein,
drum läßt er Trost ihr angedeihn.

Buck
Dies Bildnis ist bezaubernd schön,
wie je mein Auge einst gesehn.
Ich fühle es, ich fühle es,
wie die Flächigkeit
der Form symbolischen Gehalt verleiht.
Dies Etwas kann ich zwar nicht nennen,
doch fühl‘ ich’s hier wie Feuer brennen:
Dies Reißen in der linken Wade
stört mich in allerhöchstem Grade.
Soll die Empfindung Rheuma sein,
soll die Empfindung Rheuma sein?
Ja, Ja, das Rheuma ist’s allein,
das Rheuma, das Rheuma, das Rheuma
ist’s allein.

Rüsing
Treulich geführt zieht ihr dahin,
mit Reden beträufle ich euch ohne Sinn.

Chor
Treulich geführt ziehn wir dahin,
erzählet, erzählet uns, Meister Rüsing.

Rüsing
Ich leite die Maler mit Rat und mit Tat,
im Schulschiff bin ich nur
Steuermannsmaat.
Bei jeder Besichtigung bin ich von Not,
ich rede mit Wonne die Kommission tot.
Der Hofdiplomat hier im schulischen Staat,
ein würdiger, würdiger Studienrat.
Ich spiel‘ gern mit Worten,
die keiner versteht,
besitz‘ Theorien und Phrasen verdreht.
Ich kenn‘ meine Pappenträger exact,
hab‘ oft sie mit dankbarer Arbeit bepackt.
Schlag‘ Nägel durch Tische
als schwerer Athlet,
ein würdiger, würdiger Studienred.

Rüsing / Buck
Komm mit mir wie einstmals in Paris
in das kleine Cafe vis-à-vis,
wo das Radio brummt
und ganz leise summt
unsere Künstler-Melodies:

Chor
Es schmeckt der Branntwein
in jedem Land fein,
und ohne Laster ist nur der Paster.
Wir brauchen das, brauchen das so sehr,
Künsteler, Künsteler, Künsteler wie wir.

3. AKT

Schardt / Buck
Wer uns vertraut, ei sprich, sag’ du’s
der hat auf die Rechten gebaut,
der hat auf die Rechten gebaut.
Schüler Zar und Zimmermann
Heil sei dem Tag, an welchem
ihr bei unserschienen!

Chor
Dideldum, dideldum, dideldum.

Schardt
Nie sollst du mich befragen,
mit Kleinigkeiten plagen.
Doch sei’s.
Wie eiskalt überfällt’s mich,
Nein! Das Grau gibt zu viel Wärme.
Verflachungs-Sünden!
Und die Schrift reizt meine Därme.
Vollendung kann man hier nur finden
in Perspektive, für die ich schwärme.

Buck
Ich bin der selben Meinung,
ja, für-wahr: Sein Urteil stimmt,
niemand dürfte das bezweifeln,
nein, das weiß ein jedes Kind.

Chor
Mentschentkind, oh, Mentschentkind.

Schardt
In diesen heiligen Hallen
kennt man das Deckweiß nicht.
Und willst du mir gefallen,
so widersprich mir nicht.

Schüler
Nun sei bedankt mein lieber Schwan,
geheilt bin ich von schlimmem Wahn.

Schardt
Auch ich wahr ein Jüngling
mit lockigem Haar,
an Geld und Erfahrung nicht reich.
Doch wenn ich auch damals
Direktor nicht war,
ich tauschte die Rollen sogleich.
Die Graphiker mühten sich
noch nicht bei Nacht,
nicht dauernd auf Ruhmestaten bedacht,
sie waren dazu zu gescheit,
das war eine köstliche Zeit.

Chor
Bravo, bravo, beinah wie Caruso …

Schardt
Nicht jeder malt so gut wie ich,

Buck
mit H, mit H, o ja, o ja

Schardt
Mein ganzes Werk ist unerhört.
Meine Bilder, meine Schriften, mein Plakat,
sind Großformat, sind Großformat.

Chor
Alles was er tut, ist gut
Buck ebenso
o ja, o ja.

Chor
Sei auf der Hut,
wenn er in Wut,
unser Hermann, unser Profess sonnenklar
ist wunderbar, so wunderbar.

Rüsing
Was kann der Hermann Schardt dafür,
daß er so gut ist?
Buck Sprechen
mit szet, mit szet, o ja, o ja

Rüsing
was kann der Hermann Schardt dafür,
daß man ihn liebt?
Die Leute fragen, ob er wohl von blauem
Blut ist? Sie sollen froh sein,
daß es sowas tolles gibt.
Buck Der Vetter aus Dingsda
Und ich bin nur ein armer Wandergesell’ –

Chor
Aber nein, aber nein, aber nein!
Oh unser Buck ist eine wunderbarer Mann,
oh unser Buck ist eine großer Künstler.
Immer bereit, wenn
jemand seine Hilfe brauchen kann,
oh unser Buok ist eine guter Lehrer,
ein echter Freund, ein feiner Mensch.

Chor
Aber nein, aber nein, aber nein!
Oh unser Buck ist eine wunderbarer Mann,
oh unser Buck ist eine großer Künstler.
Immer bereit, wenn
jemand seine Hilfe brauchen kann,
oh unser Buck ist eine guter Lehrer,
ein echter Freund, ein feiner Mensch.

Text: Georg Salden 1953/2021
Gesprochen von: Lea Taake und Carl Grübel

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